Volga Dnepr Group in Leipzig/Halle: Wenn ein Rückzug die Basis für Expansion schafft ...

Volga Dnepr steht in Leipzig/Halle aktuell massiv in den Schlagzeilen: Rückzug von den Militärtransporten im Rahmen der Strategic Airlift International Solution (SALIS), eine mögliche Verlegung der Zentrale von CargoLogicAir von London nach Leipzig/Halle oder doch die Neugründung einer Fluggesellschaft mit Heimatbasis in Mitteldeutschland. Es klingt nach dem perfekten Chaos, doch insgeheim besteht zwischen allen Meldungen ein Zusammenhang. Doch was bedeuten diese News für den Flughafen Leipzig/Halle wirklich ... ?

Es macht Schlagzeilen, wenn ein bekanntes deutsches Branchenportal vermeldet: "Volga Dnepr verabschiedet sich aus Leipzig/Halle" (Quelle: airliners.de) - doch ist das wirklich wahr? Nachdem aus dem SALIS-Gemeinschaftsprojekt von Antonov und Volga Dnepr im vergangenen Jahr zwei unabhängige Firmen geworden sind, zieht sich nun zum Jahreswechsel Volga Dnepr mit Ruslan SALIS endgültig (?) von den Militärtransporten für die NATO zurück. Vor 10 Jahren wäre dieser Schachzug (und es ist nichts weniger als das) das Ende der Aktivitäten von Volga Dnepr in Leipzig gewesen, doch die Zeiten haben sich geändert ...

Die Position von Leipzig/Halle innerhalb der Volga Dnepr Group

Die Volga Dnepr Group betreibt in Leipzig/Halle wohl die wichtigste und bedeutendste Station außerhalb Russlands und hat hier das europäische Drehkreuz für Volga Dnepr Airlines installiert. Daneben betreibt man durch die Tochtergesellschaft AMTES eine Wartungsbasis, die neben jenen in Moskau und Sharjah zu Volga Dnepr Technics gehört. Innerhalb der Group besitzt nur AMTES die Zertifizierung, fundamentale Modernisierungen an der Antonov An-124 vorzunehmen. Da auch dieses Flugzeug irgendwann an seine Grenzen gerät, ist dieses Zertifikat überaus wertvoll geworden ...

Der Ausstieg aus SALIS

Die Meldung, dass sich Volga Dnepr als russisches Unternehmen aus dem SALIS Programm zurückzieht, ist trotz der aktuellen Großwetterlage ein unerwarteter Schritt. Mit dem verbliebenen Partner Antonov Airlines wird dieser Verlust kaum abzufedern sein: Antonov Airlines kann zum einen die notwendigen Transportkapazitäten nicht alleine stemmen und ist zum anderen für einige Staaten nicht der bevorzugte der beiden Partner gewesen. Auch aus wirtschaftlicher Sicht: Bei Antonov belaufen sich die Kosten pro Flugstunde auf circa 35.500 Euro, bei Volga Dnepr nur auf 23.300 Euro - das sind Welten. So sind nun die beteiligten NATO-Staaten und v. a. Deutschland - der mit Abstand größte Nutzer der Transportkapazitäten - im Zugzwang, und nichts anderes wollte man bei Volga Dnepr erreichen. Schon in der Vergangenheit wurde seitens der Airline kritisiert, dass man zu wenig Unterstützung für den Standort in Leipzig/Halle erhalten würde ... - das könnte sich jetzt durch die entstandene Not ändern.

Volga Dnepr plant Gründung einer Fluggesellschaft in Leipzig/Halle

Genau dieser Standort spielt in den zukünftigen Planungen von Volga Dnepr eine entscheidende Rolle: Schon im vergangenen Jahr wurde bekannt, dass eine Fluggesellschaft mit deutschen AOC am Flughafen Leipzig/Halle gegründet werden soll. Durch eine geplante Eingliederung von mehreren Antonov An-124 soll erreicht werden, dass zum einen die Sanktionen gegen Russland umgangen werden können und zum anderen eine neue Marktplatzierung mit der Antonov An-124 stattfinden kann. Bisher sollte dieses Projekt auf Basis von Value Cargo Logistics umgesetzt werden - ein Unternehmen, dass im Hintergrund eng mit Ruslan SALIS vernetzt ist und dessen Geschäftsführerposten der ehemalige Airportchef Dierk Näther inne hat. Ein Zufall ist das sicher nicht ...

CargoLogicAir bald mit Sitz in Leipzig/Halle?

So weit, so gut. Am vergangenen Wochenende berichtet die MZ nun, dass sich CargoLogicAir in Folge des Brexits um eine deutsche Bertiebsgenehmigung bemüht. Da es nur schwer vorstellbar ist, dass die Volga Dnepr Group zwei Airlines in Leipzig/Halle betreiben wird (oder doch?), könnte CargoLogicAir nun das bevorzugte Modell sein. In diesem Zusammenhang ist ebenfalls interessant, dass AirBridgeCargo zahlreiche Managementposition in Leipzig/Halle besetzen möchte: Flight Operations, Human Ressource  oder einen Aviation Security Manager - diese Stellenausschreibungen sind eindeutig.


Kurzum: Rückzug sieht anders aus ...

Volga Dnepr hat seinen Rückzug aus SALIS angekündigt, um seine Position in Leipzig/Halle langfristig zu stärken. Was aussieht wie ein herber Verlust, könnte sich in den kommenden Jahren als Glücksfall herausstellen. Mit einem Wartungsbetrieb, den Sitz einer Airline und dem Drehkreuz für Volga Dnepr selbst könnte Leipzig/Halle seine Position innerhalb der Unternehmensgruppe stark ausbauen.

Kommentar schreiben

Kommentare: 5
  • #1

    Ritschi (Dienstag, 17 April 2018 20:29)

    Absolut nachvollziehbar dass keine Flüge für diesen NATO Verbrecherverein mehr geleistet werden sollen ,können lieber fünf mal mit ihrem schwachsinnigen A400 fliegen.

  • #2

    Johannes (Dienstag, 17 April 2018 21:30)

    @Ritschi: Wenn man keine Ahnung hat...

  • #3

    André (Mittwoch, 18 April 2018 09:43)

    Daraufhin jetzt entwickelt die NATO einen neuen, eigenen Transporter......:-) und ist in 25 Jahren dann mit den dann veralteten Maschinen auf dem selben Stand wie heute...., von den Kosten und der möglichen Einsatzbereitschaft wollen wir gar nicht reden....:-)

  • #4

    Falk Wehner (Mittwoch, 18 April 2018 18:41)

    Danke Nico, das du das alles mal in einen Zusammenhang gebracht hast, einen Teil davon hatte ich mir nach Lesen des englischen Artikels auf dem Frachtportal und des Artikels in der MZ auch so zusammen gereimt, nur mit der Stellenausschreibung war mir nicht so bekannt, was aber genau in die gleiche Richtung deutet. Dann hoffen wir mal, das alles so kommt.

  • #5

    Marvin (Montag, 30 April 2018 15:51)

    Hallo Nico,
    Gibt es denn schon Neuigkeiten zu Leipzig-Paris und Leipzig-Chongqing?