Leipzig/Halle - New York: Comeback der Langstrecke

Bereits seit einigen Wochen ist in den verschiedenen Medien zu lesen, dass Pakistan International Airlines mit einem Zwischenstopp in Leipzig/Halle eine Langstreckenverbindung nach New York eröffnen wird. Ich möchte in diesem Blogartikel für Euch die Hintergründe und die möglichen Chancen dieser Verbindung genauer unter die Lupe nehmen.

Als ich das erste Mal von dieser möglichen Verbindung laß, konnte ich selbst noch nicht so richtig daran glauben. Zu unrealistisch schien es für mich, dass gerade Leipzig/Halle ausgewählt wurde - ein im Passagiergeschäft nahezu bedeutungsloser Airport in Mitteleuropa. Nachdem allerdings der CEO von Pakistan International Airlines (PIA), Bernd Hildebrand, dieses Gerücht in einem Interview bestätigte, musste tatsächlich auch etwas daran dran sein. Grund genug, sich die aktuelle Situation mal etwas genauer anzusehen.

Warum muss PIA einen Zwischenstopp in Europa einlegen?

Ein Nonstop-Flug von Pakistan in die USA ist der Airline nicht gestattet, da die Sicherheitsbestimmungen der pakistanischen Airports nicht den amerikanischen Standards entsprechen. Die pakistanische Staatsairline benötigt also einen Stopp an einem ausländischen Airport, um dort die nötigen Sicherheitsregularien zu erfüllen.

Welcher Airport wurde bisher dafür genutzt?

Bereits seit einigen Jahren steuert PIA den internationalen Flughafen von Manchester auf der Route von Lahore nach New York an. Diese Route soll nun scheinbar komplett gestrichen werden und dafür eine Verbindung von Islamabad eingerichtet werden. In Folge einer Umstrukturierung soll so der Hauptstadtflughafen gestärkt werden. Im selben Atemzug plant man, auch den Zwischenstopp von Manchester nach Leipzig/Halle zu verlegen.

Welche Vorteile bietet der Flughafen Leipzig/Halle?

Laut dem deutschen CEO Bernd Hildenbrand liege Leipzig im Gegensatz zu Manchester zentraler, weshalb für die Airline ein wirtschaftlicher Vorteil entstehen würde. Außerdem könnte ein neuer Markt erschlossen werden: „Leipzig würde uns die Möglichkeit zu einem dringend nötigen Comeback in Deutschland geben“, so Hildebrand gegenüber dem US-Branchenportal Air Transport World. Nun fragt Ihr Euch vielleicht, warum man dann nicht etwa die großen Drehkreuze wie Frankfurt oder München bedient? Leipzig/Halle ist ein kleiner und nur geringfügig ausgelasteter Flughafen ohne Abfertigungsengpässe oder langen Wartezeiten, an den großen Drehkreuzen würde der Stopp somit nur unnötige Zeit kosten. Die Chance, dort weitere Passagiere an Bord nehmen zu können, ist durch die große Konkurrenz von Carriern wie Lufthansa oder American Airlines außerdem eher gering. Da in Mitteldeutschland keine Direktverbindung besteht, wartet hier allerdings noch ein unerschlossener Markt. Des Weiteren ist der Airport auch gut von Berlin aus erreichbar. Neben den Passagieren könnte außerdem noch Fracht zugeladen werden, wenn die dafür notwendigen Vereinbarungen mit DHL getroffen werden.  Ein weiterer Vorteil gegenüber den größeren Flughäfen dürfte auch sein, dass die Start- und Landegebühren hier deutlich geringer ausfallen würden.

Welche Details sind zu der Verbindung bereits bekannt?

Laut Hildebrand soll die Route insgesamt 3-mal wöchentlich bedient werden. Angestrebt werde aktuell ein Erstflug am

01. Januar 2017, endgültig bestätigten konnte er diese Information allerdings noch nicht. Zum Einsatz soll ein Airbus A330-300 kommen, der in den kommenden Monaten neu zur Flotte hinzustoßen wird. Unbekannt ist momentan jedoch noch, ob es auf dem Rückflug von New York nach Islamabad auch einen Zwischenstopp in Leipzig geben wird. Weder die verschiedenen Medienberichte noch der CEO Hildebrand selbst haben dazu bisher eine klare Stellung bezogen. Wenn man den Gerüchten trauen darf, soll das allerdings der Fall sein und die Verbindung würde dadurch nicht nur eine Sackgasse darstellen.

Welche Zukunftsaussichten hat die Verbindung ab Leipzig/Halle?

Da es bisher noch keine Langstrecke von Leipzig/Halle in die USA gab, erweist sich eine Einschätzung des Marktes als schwierig. Fest steht allerdings, dass Pakistan International Airlines nicht von den Passagieren aus Mitteldeutschland abhängig sein wird, da die Route hauptsächlich der Anbindung der pakistanischen Stadt Islamabad an New York dienen wird. Mein einziger Anhaltspunkt für die Einschätzung des Bedarfes ist das Statistische Bundesamt. Die Auswertung der Statistiken zeigt, dass im Jahr 2015 fast 2500 Fluggäste eine Hubverbindung ab Leipzig/Halle (Frankfurt, Zürich etc.) für einen Weiterflug nach New York nutzten. Der Bedarf ist allerdings höher, als diese Zahl tatsächlich vermuten lässt. Viele Reisende fahren mit der Bahn oder dem Auto zu den entsprechenden Drehkreuzen, um erst von dort ihre Flugreise zu starten. Trotzdem wird deutlich, dass in Ostdeutschland ein Potenzial vorhanden ist, das bisher noch nicht genutzt wurde. Die Annahme der Route wird auch davon abhängig sein, ob man tatsächlich mit einer pakistanischen Airline fliegen möchte, so gut oder schlecht deren Ruf auch sein möchte. Auf der anderen Seite werden die Tickets wohl deutlich günstiger als jene von Lufthansa oder Air Berlin sein. Abschließend muss aber auch gesagt werden, dass mit der Verbindung auch ganz schnell wieder Schluss sein kann, wenn PIA irgendwann die Erlaubnis bekommt, direkt die Vereinigten Staaten anzufliegen. Ein Zwischenstopp in Leipzig wäre dann überflüssig.

Langstrecke mit Pakistan International Airlines - ein Gewinn für den Airport?

Auch wenn der Flughafen durch niedrige Gebühren wohl keinen großen wirtschaftlichen Vorteil daraus ziehen wird, handelt es sich bei einer Anbindung an New York vor allem um einen Imagegewinn. Nicht viele deutsche Airports haben die USA im Flugplan stehen, schon gar nicht Flughäfen in der Größenkategorie wie Leipzig. Der Flugplan erfährt so eine massive Aufwertung, da nicht nur New York hinzukommen wird, sondern auch Islamabad. Es ist zwar sehr unwahrscheinlich, dass weitere Airlines in naher Zukunft folgen werden, doch am Ende ist es ein positives Zeichen in einem hart umkämpften Markt.


Was sagt ihr zum geplanten Engagement von Pakistan International Airlines in Leipzig/Halle? Mit welchen von mir angesprochenen Argumenten stimmt Ihr überein, mit welchen nicht? Ich würde mich über Euer Kommentar oder vielleicht auch eine kleine Diskussion sehr freuen!

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Kommentare: 3
  • #1

    Andreas (Montag, 17 Oktober 2016 22:56)

    Nun ja, was soll ich sagen. Ich fliege relativ oft nach New York. Lediglich einmal (2006) war es uns möglich, einen günstigen Zubringerflug ab LEJ nach FRA zu bekommen (SQ mit Zubringer LH). Ansonsten wäre da immer eine stattliche Summe, die dem Preis des Inlandstickets entsprach dazugekommen, weshalb wir dann meist anders nach FRA angereist sind (Bahn, Auto). Aber ob ich deswegen mit einer pakistanischen Airline fliege? Ehrlich gesagt, heute weiß ich das noch nicht. Schließlich ist es ja nicht ohne Grund, dass die Pakistanis die USA nicht direkt anfliegen dürfen. Sicherheitsbestimmungen. Da vertraue ich lieber renommierten Fluglinien. Vielleicht entscheidet aber auch der Preis. Ich werde also abwarten.
    Grundsätzlich wäre es LEJ zu wünschen, mehr internationale Ziele anzufliegen und endlich auch mal einen interkontinentalen Linienflugplan zu haben anstatt "nur" Cargo und Urlaubsflüge abzuwickeln. Ob ein Ausweichflughafen für BER das richtige ist? Da bin ich mir auch nicht sicher. Schließlich traue ich den Preußen zu, sich die lukrativen Verbindungen zu sichern und an Schönefeld oder Tegel zu binden, bis BER irgendwann doch mal fertig sein sollte. Und selbst dann würden die Hauptstädte nur die weniger prestigeträchtigen Verbindungen an LEJ abgeben. Wenn nicht die Politik einschreitet und endlich mal die Steuergelder sinnvoll einsetzt und Bahn (ICE-Verbindung) und Flughafen effizient vernetzt. Aber das ist ja ein anderes Thema...

  • #2

    Luca di Montanari (Sonntag, 23 Oktober 2016 14:36)

    Ob Leipzig jetzt wirklich der ideale Zwischenstopp darstellt, wird sich weisen. Natürlich ist die die direkte Konkurrenz in LEJ geringer, auf der anderen Seite ist die pakistanische Diaspora in UK um Grössenordnungen umfangreicher als in Ostdeutschland. Grundsätzlich würde ich eher dazu tendieren, dass für PIA ein Europa-Hub in UK (so wie Jet Airways in Amsterdam) mehr Sinn machen würde, als die Stopps der USA-Flüge in ganz Europa zu verteilen. Wenn es aber so kommt wie angekündigt, dann ziemlich sicher auch mit Stopp auf dem Rückflug. New York - Islamabad sind ca. 11'500 Kilometer, das dürfte für einen A330-300 kaum noch mit kostendeckender Payload zu schaffen sein. Mit einem A330-200 ja, aber mit dem langen Muster nicht. Die Frage dürfte aber eher sein, ob es denn wirklich kommt. Wir haben jetzt Ende Oktober und es ist nach wie vor nichts in den Buchungssystemen geladen.

    @Andreas: die Pakistani dürfen nicht nonstop in die USA fliegen, weil die Flughafensicherheit (Security, also der Schutz vor kriminellen oder kriegerischen Akten) nicht gewährleistet ist. Mit renommierter Fluggesellschaft oder nicht, hat das absolut nichts zu tun. Wäre Pakistan International Airlines im operationellen Sinn unsicher (safety/unsafe), wäre sie längst auf der Liste der Betriebsuntersagungen der EU gelandet. Dieser Unterschied geht im Deutschen (Einheits-)Begriff "Sicherheit" gerne verloren. Da aber mit dem Zwischenstopp der Faktor 'mangelhafte Security' durch die zusätzlichen Kontrollen eliminiert wird, kann man zwischen Leipzig und New York bedenkenlos einsteigen.

  • #3

    Nico (Sonntag, 23 Oktober 2016 14:54)

    Vielen Dank für die Eindrücke und Meinungen von Euch beiden!

    @Luca di Montanari: Die Verbindung soll laut den damaligen Quellen entweder am 01. Januar oder zu Beginn des Sommerflugplans 2017 aufgenommen werden. Da, wie Du bereits angemerkt hast, es bisher noch keine Buchungsfreischaltung gegeben hat, wird es mit dem 01. Januar wohl eng werden. In den vergangenen Wochen waren übrigens Mitarbeiter von PIA in Leipzig/Halle, um sich u. a. um die Unterbringung der Crews zu kümmern - also es ist definitiv mehr als heiße Luft.